
Fakten:
Räume | 1 |
Wand- und Deckenflächen | > 500m² |
Arbeitsumfang | 10 Wochen |
Mitarbeiter: | - 8 deutsche Restauratoren - 2 iranische Restauratoren - 2 iranische Praktikanten |
Der Auftrag
Eine erste restauratorische Voruntersuchung zu Bestand und Farbgestaltung der Kuppel. Inhalt und Ziel der Arbeit war es eine erste Konzeption zur weiteren Herangehensweise zu formulieren. Ein erster Schritt auf dem Weg zur Erarbeitung einer Konzeption für die Restaurierung. In gemeinsamen Symposien mit der iranischen Bauherrschaft, dem Landesdenkmalamt Iran, den deutschen Architekten und Restauratoren wurde die Inhalte und Ziele einer gemeinsamen Restaurierungs- und Konservierungskampagne für die Kuppel entwickelt und geplant. Noch in 2017 wurde die Kuppel als bilaterales Gemeinschaftsprojekt konserviert und restauriert.

Zeitlicher Rahmen
- Restauratorische Voruntersuchungen und Entwicklung einer Konzeption in zwei Phasen - im Mai und September 2017
- Restaurierung der Kuppel - von Oktober bis Dezember 2017






3D-Modell der Kuppel des Stuckbereichs vor der Restaurierung
Kurzangaben zum Objekt
"Der Große Basar von Teheran liegt in dem Stadtteil „Basar“ im südlichen Zentrum von Teheran. Er gilt weltweit als der größte seinesgleichen und stellt das historische Zentrum Teherans dar. Neben Geschäften finden sich Banken, Restaurants, Herbergen und Moscheen. Durch den Basar ziehen sich zahlreiche Straßen, die auf unterschiedliche Waren spezialisiert sind. Über dem Kreuzungspunkt von zwei Straßen, der Chahar-suq-e-Bozorg und der Haft Tan, steht der Kuppelraum auf oktogonalem Grund.
Aufgrund seiner Lage und Form geht man davon aus, dass es sich bei diesem Raum um ein Bauwerk von um 1850 handelt.
Der Kuppelraum gründet sich auf einem achteckigen Grundriss und stellt einen überkuppelten Wege-Kreuzungs-Punkt im Basar, mit vier Läden in den jeweiligen, „geschlossenen“ Zwischenräumen des Oktogons, dar. Der Bautyp wird als Pendentifkuppel bezeichnet.
Die Kuppel ist als großes, glatt geputztes Halbrund mit mittiger, achteckiger Öffnung ausgeführt. Diese wird von einer Laterne bekrönt. Die Laterne wird durch acht Rundbogenfenster gegliedert. Die Laterne schließt mit einer halbkugelförmigen Haube ab. Im Zentrum der Haube befindet sich eine kreisrunde Öffnung.
Unterhalb des umlaufenden Kämpfergesims, in den Pendentifs sind reichhaltige, florale Stuckierungen ausgeführt. Die Kuppel wird von 8 Pfeilern getragen. Die Öffnungen werden durch flache Spitzbögen überspannt welche auf Blattkapitellen lagern."

Leistungskatalog
"Gegenstand des Projekts war die Restaurierung einer Kuppel an einem der wichtigsten Kreuzungspunkte im Zentrum des Basars von Teheran. Sie misst etwa zwölf Meter im Durchmesser und wird über eine Laterne im Kuppelscheitel belichtet. Ihren unteren Abschluss bilden acht Spitzbögen. Vier Einkaufsstraßen treffen hier zusammen, zwischen denen sich jeweils eine Nische mit einem Laden befindet. Die Stuckaturen im unteren Kuppelsegment zeigen Akanthusblätter, Blüten und Palmetten. Ziel des Projekts waren die Sicherung, Festigung und behutsame Teilrestaurierung der inneren Kuppeloberflächen und des zugehörigen plastischen Ornamentbesatzes. Das Projektteam bestand auf deutscher Seite aus einer Expertengruppe der RWTH Aachen, der FH Potsdam und Berliner Diplomrestauratoren sowie auf iranischer Seite aus Vertreterinnen und Vertretern der iranischen Denkmalschutzbehörde ICHHTO und des Iran’s Research Institute for Cultural Heritage and Tourism (RICHT).
Am Anfang standen zunächst die Dokumentation, eine Schadensanalyse und die Entwicklung einer denkmalpflegerischen Zielstellung für die Restaurierung der Kuppel. Das Konzept wurde gemeinsam mit der iranischen Seite im Rahmen mehrerer Workshops erarbeitet und entsprechend abgestimmt. Die weiteren notwendigen administrativen Aktivitäten sowie die Kommunikation mit der wichtigen Nutzergruppe des Basars, den lokalen Händlern, den sogenannten Bazaries, lagen wesentlich in der Hand der iranischen Partner. Sie übernahmen auch die Beauftragung und Finanzierung der umfangreichen und komplizierten Gerüstarbeiten.
Anhand bauforscherischer Untersuchungen konnten die zahlreichen farblichen und gestalterischen Veränderungen seit der Entstehung des Bauwerks um 1850 dokumentiert werden. Hinzu kam die Analyse der Konstruktion, der verwendeten Materialien sowie der historischen Stuckaturtechniken. Bei der Vermessung, für die nur zwei Tage zur Verfügung standen, bewährte sich eine Kombination der bildbasierten Messmethode SFM mit einem 3DLaserscan.
Da die genannten Analysen ganz unterschiedliche Zerstörungsgrade und historische Farbfassungen vor allem in den Bereichen der üppigen Stuckaturen nachweisen konnten, entschlossen wir uns, repräsentativ drei Restaurierungsansätze nebeneinanderzustellen:
Erstens konserviert eine monochrome Fassung über ein Viertel des gesamten Kuppeldurchmessers die noch vorhandenen, weitgehend unzerstörten und nur geringfügig veränderten ältesten Stuckaturen. Zu diesem Teil gehört auch die Sicherung und Festigung der leider nur noch in wenigen Bereichen vorhandenen ornamentalen Bemalung der glatten Kuppelfläche. Der Rest der Stuckaturbereiche war über die vergangenen Jahrzehnte mehrmals grob übermalt und auch plastisch nur nachlässig ergänzt worden. Hier wurde zweitens die jüngste sichtbare polychrome Fassung restauriert. Ein Achtel der Kuppel in diesem Bereich, der besonders viele Zerstörungen aufwies, nutzten wir für die Rekonstruktion und Demonstration der ursprünglichen Farbigkeit des gesamten Stuckornaments und damit für eine dritte Fassung, die wir nach den Befunden eindeutig belegen konnten. Alle im Zuge der Wiederherstellung verwendeten Stoffe orientieren sich eng an den originalen historischen Materialien.
Für dieses Restaurierungsprojekt arbeiteten sechs deutsche und zwei iranische Restauratoren, unterstützt von zwei iranischen Praktikanten, im Herbst 2017 knapp fünf Wochen vor Ort. Durch dieses Kulturerhalt-Vorhaben wurden Austausch und Wissenstransfer zwischen iranischen und deutschen Experten in den Bereichen Bauforschung, Denkmalpflege, Bauerhaltung und Restaurierung für weitere Kooperationen vertieft und gefördert."
Buchtitel: "Kulturwelten – Außenpolitik für das Kulturelle Erbe" (Seiten 48 - 55)
Herausgeber: Auswärtiges Amt
Veröffentlichung: 2018